Zwei Freunde sprachen viele Abende lang miteinander ĂŒber das Böse in der Welt. Eines Abends, als sie schon manche Antworten gefunden und doch immer wieder verworfen hatten, fiel durch eine Unachtsamkeit ein kleiner Teppich, der auf der Fensterbank lag, zur Erde. Der eine der beiden Freunde hob ihn auf und legte ihn wieder an seinen Ort; der andere aber sagte: âDu hast den Teppich versehentlich falsch hingelegt, die schöne Seite muss nach oben, die hĂ€ssliche nach unten.âÂ
Nun schauten sie den Teppich genauer an. Er war handgeknĂŒpft und hatte auf der Oberseite ein herrliches Muster in leuchtenden Farben, eine echte Kostbarkeit. Auf der Unterseite aber sahen sie nur FĂ€den und Knoten, abgeschnittenes Garn und ein ganz und gar durcheinander gebrachtes Farbenfeld, kurzum, wenn sie die wirre Unterseite anschauten, konnten sie sich kaum eine Vorstellung von der schön geordneten Oberseite machen.Â
Da wurden die beiden Freunde still und beendeten vorerst ihre GesprĂ€che ĂŒber das Böse in der Welt. Sie dachten nĂ€mlich:Â
Vielleicht ist es mit unserem Leben wie mit diesem Teppich. WĂ€hrend wir Menschen noch ratlos vor den Verstrickungen des Lebens stehen, hat die Weisheit Gottes uns lĂ€ngst alle Herrlichkeit gewebt.Â
Autor unbekanntÂ
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