Es war einmal eine Spinne. In ihrem Netz lebte sie herrlich und in Freuden. Alles war gut, bis sie hörte, die Welt sei anders geworden. Modernisieren sei die Parole des Tages: Altes aufgeben, anpassen, rationalisieren, Strukturen verändern und einsparen!
Die Spinne war nie aufgeregt, aber der Vorwurf der Rückständigkeit und vor allem der Unbeweglichkeit machte sie nervös. Umgehend inspizierte sie ihren ganzen Betrieb. Aber kein Faden war überflüssig, jeder war für das Geschäft, Fliegen zu fangen, dringend nötig.
Fast verzweifelt und wegen dieser Aufregung einem Herzinfarkt nahe, kam sie auf den Gedanken, Experten um Rat zu fragen. Kluge Menschen also, die viel von Wirtschaftlichkeit und Strukturen verstehen.
Und tatsächlich: Man fand schließlich einen langen Faden, der senkrecht nach oben lief. Dieser hatte in der Tat noch nie unmittelbar zum Fang einer Fliege beigetragen. Schnell biss die Spinne diesen Faden ab. Aber da fiel das gesamte Netz in sich zusammen. Es war d e r Faden, an dem das ganze Gewebe aufgehängt war. Von diesem einzigen Faden nach oben hing alles ab!
Verfasser unbekannt
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