Der Fischer und der Finanzberater – eine Geschichte über den Sinn des Lebens

Novellen - Kurzgeschichten - Bücher - Daniela Noitz
Kurzgeschichte: Der Fischer und der Finanzberater

Stress – Hektik – Leistung 

Ein Fischer legte in einem kleinen mexikanischen Fischerdorf sein Boot am Pier an. Auf dem kleinen Fischerboot lag ein riesiger Thunfisch. Ein Finanzberater beobachtete ihn dabei. Der Finanzberater gratulierte dem Fischer zu dem tollen Fang und fragte, so nebenbei, wie lange er für diesen Fang denn auf See gewesen sei. 

Der Mexikaner antwortete: „ Gar nicht lange. Ein paar Stündchen nur“. 

Da meinte der Berater, warum er denn nicht länger draußen geblieben sei, dann hätte er noch viel mehr Fische fangen können. 

„Mir reicht dieser Fang um meine Familie die nächsten Tage zu versorgen“, meinte der Mexikaner.  

Erstaunt wollte der Berater wissen, was dieser denn den Rest des Tages tun würde. 

Der Fischer antwortete: „Ich gehe ein bisschen fischen; schlafe dann was; spiele mit meinen Kindern; koche mit meiner Frau; gehe nach dem Mittagessen mit ihr spazieren und mache dann eine Siesta; gehe ins Dorf trinke dort ein Gläschen Wein und spiele Domino mit meinen Freunden. Sehen Sie, ich habe ein erfülltes Leben“. 

Der Berater sagte darauf: „ Ich habe studiert und könnte Ihnen ein wenig helfen. Sie sollten den ganzen Tag fischen gehen und von dem Erlös dann ein größeres Boot kaufen. Mit diesem größeren Boot könnten Sie dann so viel fischen, dass Sie sich nach einiger Zeit mehrere Boote kaufen könnten, bis Sie eine Flotte Ihr Eigen nennen. Schließlich werden Sie so viel verdienen, dass Sie sich eine Fischverarbeitungs-fabrik kaufen können, und so noch mehr Geld einsparen. Sie könnten auch noch den Vertrieb selbst kontrollieren.“ Der Berater bekam vor Aufregung ganz glänzende Augen. „Sie würden dann dieses kleine Fischerdorf verlassen, sagte er, und nach Mexico City oder sogar nach New York ziehen. Von dort aus leiten Sie dann ihr Imperium.“ 

Der Mexikaner hörte erstaunt zu: „Und wie lange wird das alles dann dauern?“, fragte er. 

„So circa 20 Jahre“, meinte der Berater. 

„Und was ist dann“, fragte der Fischer. 

Der Berater rieb sich die Hände und lachte: „Dann kommt das Beste. Sie gehen an die Börse, und wenn die Zeit reif ist, verkaufen sie Ihre Unternehmensanteile und sind sehr reich. Sie können viele Millionen verdienen.“ 

„Und dann?“ frage der Fischer. 

„Dann kommt das Allerbeste“, freute sich der Berater, „Sie können aufhören zu arbeiten. Sie können in ein kleines Fischerdorf an die Küste ziehen, morgens ein bisschen fischen gehen; dann etwas ausruhen; mit Ihren Enkelkindern spielen; mit Ihrer Frau spazieren gehen; und abends bei einem Gläschen Wein mit Ihren Freunden Domino spielen“. 

 

Erzählt nach einer Anekdote von Heinrich Böll 

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