Der Lindenbaum | Wilhelm Müller

Novellen - Kurzgeschichten - Bücher - Daniela Noitz

Der Lindenbaum

Am Brunnen vor dem Tore,
Da steht ein Lindenbaum;
Ich träumt’ in seinem Schatten
So manchen süßen Traum.
Ich schnitt in seine Rinde
So manches liebe Wort;
Es zog in Freud und Leide
Zu ihm mich immer fort.
Ich musst’ auch heute Wandern
Vorbei in tiefer Nacht,
Da hab ich noch im Dunkel
Die Augen zugemacht.
Und seine Zweige rauschten,
Als riefen sie mir zu:
Komm her zu mir, Geselle,
Hier find’st du deine Ruh’!
Die kalten Winde bliesen
Mir grad ins Angesicht,
Der Hut folg mir vom Kopfe,
Ich wendete mich nicht.
Nun bin ich manche Stunde
Entfern von jenem Ort,
Und immer hör’ ich’s rauschen:
Du fändest Ruhe dort!

Wilhelm Müller 

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Als sie dort ankamen, stand fürst gwidon bereits am hafen, um könig saltan zu treffen.